Orthorexie - Zwanghaft gesundes Essen (Orthorexia nervosa)

Der Ausdruck Orthorexia nervosa ist der vorgeschlagene Name für das Krankheitsbild einer Essstörung, bei der die übermäßige Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel aufgrund selbst auferlegter Regeln zu psychischen und/oder physischen Beeinträchtigungen führen kann. Orthorexia nervosa ist (noch nicht) im internationalen Klassifikationssystem ICD 10 gelistet.

Der Begriff Orthorexie wurde erstmals vom amerikanischen Arzt Steven Bratman im Oktober 1997 in Anlehnung an die Bezeichnung „Anorexia nervosa“ geprägt. Bratman, der jahrelang spezielle Diäten sowohl bei sich selbst als auch bei seinen Patienten praktiziert hatte, habe bei sich und vielen Gleichgesinnten krankhafte Muster im Umgang mit dem Thema Essen entdeckt. Problematisch seien vor vor allem Ernährungsphilosophien mit stark  ideologischer Komponente, die ihren Anhängern beispielsweise den Schutz vor Krankheiten aller Art versprechen.

Dieses Verhalten kann auch in eine Magersucht führen. Oder die Person entwickelt Heisshungerattacken – mit oder ohne Erbrechen (BulimieBinge Eating) – nicht zuletzt deshalb, da der Körper durch die oft sehr einseitige Ernährung, Mangelerscheinungen entwickelt. Es kann sich dann ein Kreislauf aus starker Kontrolle und Kontrollverlust entwickeln, der unter Umständen immer extremer wird.

In der aktuellsten Schweizer Studie gab fast ein Drittel aller Befragten an, sich übermässig mit gesundheitsfördernder Ernährung zu beschäftigen, «gesunde» Nahrungsmittel zu wählen, «ungesunde» zu vermeiden und strikte Ernährungsregeln zu befolgen. Dieses Essverhalten bezeichnet man als Orthorexie.

  • Fixierung auf die Auswahl von «gesundem» und der Vermeidung von «ungesundem» Essen.

  • Die Definition dessen, was «gesund» ist, wird dabei von der Person immer enger gefasst und kann extreme Formen annehmen. Ihr Diätplan, der den selbst auferlegten Ernährungsvorschriften folgt, nimmt zunehmend Zeit in Anspruch.

Bratman erstellte auch einen Test, anhand dem Menschen bestimmen können, ob ihr Essverhalten einer Orthorexie gleicht. Je mehr Fragen Sie mit «Ja» beantworten, desto zwanghafter ist Ihr Essverhalten, und desto mehr leiden Sie wahrscheinlich auch darunter. Ob Sie fachliche Unterstützung brauchen, bestimmen Sie selbst. Wenn Ihre Lebensqualität sehr unter Ihrem Essverhalten leidet, empfehlen wir Ihnen, es mit fachlicher Hilfe anzugehen.


Bratman-Test für Orthorexie

  1. Denken Sie mehr als 3 Stunden am Tag über Ihre Ernährung nach?

  2. Planen Sie Ihre Mahlzeiten mehrere Tage im Voraus?

  3. Ist Ihnen der ernährungsphysiologische Wert Ihrer Mahlzeit wichtiger als die Freude an deren Verzehr?

  4. Haben Sie das Gefühl, je gesünder Sie sich ernähren, desto schlechter sei Ihre Lebensqualität?

  5. Sind Sie in letzter Zeit mit sich strenger geworden?

  6. Steigert sich Ihr Selbstwertgefühl durch gesunde Ernährung?

  7. Verzichten Sie auf Lebensmittel, die Sie früher gerne gegessen haben, um nun “richtige” Lebensmittel zu essen?

  8. Haben Sie durch Ihre Essensgewohnheiten Probleme auszugehen und distanzieren Sie sich dadurch von Freunden und Familie?

  9. Fühlen Sie sich schuldig, wenn Sie von Ihrer Diät abweichen?

  10. Fühlen Sie s ich glücklich und unter Kontrolle wenn Sie sich gesund ernähren?


Aus den Medien

Nils Binnberg: "Vegan-Sein erschien mir wie der Weg zur Unsterblichkeit"

Autor Nils Binnberg wollte gesund essen – und wurde darüber krank. Sehr interessanter und spannender Artikel!


Orthorexia: when 'clean eating' becomes unhealthy