Essstörungen am Arbeitsplatz
Wie spricht man eine Person an, bei der man eine Essstörung vermutet? Unsere neue Broschüre liefert Ihnen wertvolle Ratschläge und Handlungsempfehlungen, wie Sie als Arbeitgeberoder Kollegesensibel und unterstützend vorgehen können. Erfahren Sie, wie Sie die ersten Gespräche führen, worauf Sie achten sollten und welche Schritte im weiteren Verlauf entscheidend sind, um Betroffene auf ihrem Weg zur Genesung zu begleiten. Informieren Sie sich jetzt und schaffen Sie ein unterstützendes Umfeld!
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Unsere neue Broschüre bietet umfassende Einblicke und konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit Essstörungen im Arbeitsumfeld. Sie richtet sich speziell an Arbeitgebende, Personalverantwortliche und Mitarbeitende, die Betroffene unterstützen möchten. Essstörungen bleiben im beruflichen Alltag oft unbemerkt, da betroffene Personen ihre Aufgaben meist unauffällig und mit hohem Pflichtbewusstsein ausführen. Doch mit der Zeit können sich Essstörungen negativ auf das Arbeits- und Sozialverhalten sowie das emotionale Wohlbefinden auswirken – und das nicht nur auf die betroffene Person, sondern auch auf ihr Umfeld und die Führungsebene.
Die Broschüre liefert praxisnahe Ratschläge zu wichtigen Themen: Wie erkennen Sie Anzeichen einer Essstörung bei Mitarbeitenden? Wie sprechen Sie das Thema sensibel an? Welche Schritte sollten/können Sie anschliessend unternehmen, um Betroffene bestmöglich zu unterstützen? Zusätzlich werden rechtliche Rahmenbedingungen und betriebliche Anpassungen behandelt, die es ermöglichen, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Laut einer Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) aus der Schweiz leiden mindestens 2,5 % der Frauen und Männer im arbeitsfähigen Alter an einer Essstörung. Menschen mit Essstörungen haben oft begleitende psychische Probleme und eine deutlich verminderte Lebensqualität. Hier gilt: Je früher die Essstörung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Dies kommt nicht nur den Betroffenen zu Gute, sondern ist auch eine Entlastung für Unternehmen und Gesellschaft.
Unsere Broschüre liefert Antworten auf zentrale Fragen, die sich Arbeitgeber und Teams im Zusammenhang mit Essstörungen stellen. Erfahren Sie, wie Sie richtig reagieren und was Sie tun können, um frühzeitig zu helfen und langfristig zu unterstützen.
Wie erkenne ich eine Essstörung?
Jeder dieser Faktoren für sich allein betrachtet ist noch kein eindeutiger Hinweis auf eine Essstörung. Werden jedoch mehrere Anzeichen über einen längeren Zeitraum beobachtet, könnte dies auf eine Essstörung hindeuten.
Mögliche Auffälligkeiten im Arbeitsverhalten:
Hohe Leistungsanforderungen an sich selbst, Perfektionismus
Überdurchschnittlicher Arbeitseinsatz, sehr leistungsorientiert
Gelegentliches Überschreiten der eigenen Kompetenzen
Leistungsschwankungen, Leistungseinbussen
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
Nachlassende Zuverlässigkeit, Nichteinhalten von Terminen
Häufige Kurzabsenzen, unglaubwürdige Erklärungen
Plötzliche Unpünktlichkeit
Entscheidungsschwäche, Widerstand gegen neue Aufgaben
Mögliche Auffälligkeiten im Sozialverhalten:
Überreaktion bei Kritik, übersteigerte Empfindlichkeit
Sozialer Rückzug, Scheu vor Kontakten
Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit
Überangepasstheit, starkes Bedürfnis nach Harmonie
Misstrauen, Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
Vernachlässigung von Freundschaften,
Übermässig korrektes Verhalten
distanzloses, grenzüberschreitendes Verhalten
Mögliche Auffälligkeiten in der Stimmungslage:
Aggressivität, Reizbarkeit
Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen
Niedergeschlagenheit, Traurigkeit
Ständige Unruhe, Anspannung
Mutlosigkeit, Resignation
Unangemessene Euphorie, starke Stimmungsschwankungen
Mögliche Auffälligkeiten rund ums Essen:
Sehr wenig oder sehr viel essen
Ausweichen oder Vermeiden von Mahlzeiten
Häufige Ausreden bei Verabredungen zum gemeinsamen Essen
Kontrolliertes Essen, häufige Diäten
Gedanken kreisen um Essen, Gewicht, Inhaltsstoffe, Kalorien
Berichte von Essanfällen, oft mit Übergewicht verbunden
Mögliche Auffälligkeiten im Erscheinungsbild:
Augenfälliges Untergewicht, kaschiert mit weiter Kleidung oder mehreren Schichten
Häufige oder starke Gewichtsschwankungen
Exzessive körperliche Betätigung
Schlafstörungen, Übermüdung, Erschöpfung
Haarausfall, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme
Schwindelanfälle, ständiges Frieren
Zahnverfall, auffällig kürzere oder gelbere Zähne
Häufiges Aufsuchen der Toilette, Geruch von Erbrochenem
Einnahme von Abführmitteln oder Appetitzüglern
Sonstige Auffälligkeiten:
Klagen über Schlaflosigkeit oder Erschöpfung
Vernachlässigung von Kleidung und Körperpflege
Führen von Selbstgesprächen
Einschränkung der Mobilität, Vermeidung bestimmter Verkehrsmittel
Checkliste zur Gesprächsvorbereitung bei Essstörungen am Arbeitsplatz
Um ein zielgerichtetes und unterstützendes Gespräch mit einer betroffenen Mitarbeiterin oder einem betroffenen Mitarbeiter zu führen, ist es wichtig, sich im Vorfeld gründlich vorzubereiten. Nutzen Sie diese Checkliste als Leitfaden:
Bin ich die richtige Person für das Gespräch?
Kann ich der betroffenen Person wertschätzend und empathisch begegnen? Falls nicht, sollte das Gespräch vielleicht eine andere Person führen.
Was ist mein Ziel?
Definieren Sie Ihre kurzfristigen und langfristigen Ziele: Möchten Sie in diesem Gespräch vor allem Beobachtungen ansprechen und die Grundlage für weitere Gespräche schaffen, oder erwarten Sie bereits erste Schritte zur Veränderung?
Welche Beobachtungen mache ich?
Listen Sie Ihre konkreten Sorgen auf: Absenzen, schwankende Arbeitsleistungen, soziale Auffälligkeiten, Erscheinungsbild (z. B. plötzliche Gewichtsschwankungen) oder Essverhalten (z. B. häufiges Auslassen von Mahlzeiten).
Welche Reaktionen erwarte ich?
Seien Sie sich bewusst, dass die betroffene Person möglicherweise abwehrend oder ablehnend reagiert. Zeigen Sie Verständnis und vermeiden Sie Druck, da es oft mehrere Gespräche braucht, um Offenheit zu erreichen.
Was sind meine Erwartungen an das Verhalten?
Überlegen Sie, welches Verhalten Sie in Zukunft von der betroffenen Person erwarten. Welche Veränderungen sollen konkret erfolgen, und bis wann sollen diese eintreten?
Welche Unterstützungsmöglichkeiten kann ich anbieten?
Bereiten Sie Informationen zu internen und externen Hilfsangeboten vor (z. B. betriebliche Gesundheitsangebote, externe Beratungsstellen oder psychotherapeutische Unterstützung).
Welche Konsequenzen gibt es bei ausbleibender Veränderung?
Überlegen Sie, welche Folgen es hat, wenn die betroffene Person die besprochenen Veränderungen nicht umsetzt, und bereiten Sie sich darauf vor, diese klar zu kommunizieren.
Welche Vereinbarungen sollen getroffen werden?
Planen Sie, wie das Gespräch abgeschlossen werden soll: Werden mündliche oder schriftliche Vereinbarungen getroffen? Wie wollen Sie die nächsten Schritte festhalten?
Wie schaffe ich eine ruhige Gesprächsatmosphäre?
Wählen Sie einen ungestörten, ruhigen Ort und stellen Sie sicher, dass genügend Zeit für das Gespräch zur Verfügung steht. So können Sie eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen.
Fokus für das erste Gespräch
Sorgen und Wahrnehmungen mitteilen: Kommunizieren Sie Ihre Beobachtungen klar und ohne Vorwürfe. Das Ziel des ersten Gesprächs ist es, eine Basis für weitere Gespräche zu schaffen.
Unterstützung anbieten: Zeigen Sie der betroffenen Person, dass Sie bereit sind, Hilfe zu leisten, und bieten Sie konkrete Unterstützungsmöglichkeiten an.
Veränderungsbedarf ansprechen: Machen Sie klar, dass es langfristig wichtig ist, das Verhalten zu verändern, um sowohl die Gesundheit der Person als auch den Arbeitsplatz zu schützen.
Diese Checkliste hilft Ihnen, das Gespräch strukturiert und respektvoll zu führen, mit dem Ziel, langfristig eine positive Veränderung zu unterstützen.